Ausstellung im Künstlerhaus Hann. Münden

 

 

Farbe  Farbe Farbe

 

Magie und Faszination

 

Experimente in Acryl

 

16./17. und 23./24. März 2024

Bilder der Ausstellung

       HNA 14.3.24 und HNA 19.3.24

Die St. Blasius-Kirche in

Hann. Münden

 

präsentiert eine Ausstellung

 

vom 3. 12. 2023 – 14. 1. 2024 

unter dem Titel   Engel und ...... mehr 

eine Hommage an Paul Klee im 83.Todesjahr  


In Acrylcollagen setzt die Künstlerin Helga Reimann aus Dransfeld die Fülle der Farben und Formen Paul Klees mit den filigranen schwarzweißen Engeln in Beziehung. Collagen aus den farbenfrohen Gemälden der Jahre der Meisterschaft im Schaffen des Künstlers werden den einzigartig umrisshaften Bleistiftzeichnungen des Spätwerks zugeordnet.

 

Die Eröffnung der Ausstellung ist

am 1. Advent um 10 Uhr im Rahmen des Gottesdienstes.
Die Kirche wird wie immer am Samstag und Sonntag

von 11 bis 17 Uhr geöffnet sein. Eintritt frei

 

                                                                                                                                                  

Paul Klee -  ein Malerpoet                                                                                                  

bezaubert mit seinen märchenhaften Kompositionen. Der gebürtige Schweizer (1879 -1940) ist zweifellos einer der geistreichsten, fantasievollsten und innovativsten Künstler überhaupt. Er schuf tausende eindrucksvolle, meist kleinformatige Werke mit je eigener Identität, die kaum je mit anderen verwechselt werden können. Er spielt mit den Sinnen des Betrachters und verleiht
seiner Kunst damit oft etwas Zweideutiges. Auf einer Tunisreise 1914 entdeckt er sich als Farbenmalenden. Seine Aquarelle sind luftig und leicht, das eingefangene Sonnenlicht ausstrahlend. Im Bauhaus lehrte er über Farben und brachte das in seinen zahlreichen Magischen Quadraten anschaulich zum Ausdruck. In Deutschland in den 30er Jahren offiziell missbilligt, beeinflusste er doch maßgeblich die Entwicklung der modernen Kunst. Weniger bekannt ist das OEvre seiner letzten Lebensjahre. Mit stetig abnehmender Beweglichkeit durch die damals unheilbare Sklerodermie  kreiert er Hunderte Eidolas und - Engel. Auf leise, zurückhaltende Art, meist mit zwinkerndem Auge-zweideutig-zeichnet er die geflügelten Wesen mit menschlichen Zügen und Schwächen.
Sie bevölkern
die Zwischenwelten des Übergangs und lassen das Ahnen des nahen Todes durchschimmern.                                                                                                                                      www.eigenartreimann.de                                         

Ausstellung in der Speckstrasse Anfang Juni

eine MENAGERIE künstlerisch erschaffener Wesen und FIGURINEN aus dem Universum Paul Klee und Joan Miró

Arbeiten von Helga Reimann im Künstlerhaus

 

Meine Damen und Herren, liebe Freunde des Künstlerhauses

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, Kunst macht sichtbar“… das schöpferische Credo von Paul Klee scheint wie geschaffen für Helga Reimann und wie es sie in ihren aktuellen Arbeiten beflügelt hat. Und das auch unabhängig davon, dass sie in dieser Ausstellung mit seinen Werken schöpferisch korrespondiert. Auf der Leinwand konnten alltäglich vertraute Gegenstände und Materialien für die Künstlerin schon immer ein Eigenleben entwickeln und sich ihrer ursprünglichen Form und Funktion verweigern. Jetzt ließ sie sich dabei von Paul Klee und Joan Miró und deren schöpferischen Energien bestärken.

Als mir Helga von ihrer Menagerie künstlich erschaffener Wesen und Figurinen erzählte, musste ich spontan an ihre Espresso Galerie vor ein paar Jahren denken, mit den gemahlenen, geschroteten oder pulverisierten Bohnen, collagiert mit farbigen Impulsen, Stoffresten und Steinsplittern, und an die wunderbar belebenden Espressolandschaften, die weit mehr bewirkten als eine kräftige Dosis Koffein. 

Allerdings ging mir bei dem Begriff „Menagerie“ kein Aufgebot tierisch anmutender Fantasiegestalten durch den Sinn, wie sie Paul Klee geschaffen hatte und wie sie die Künstlerin erneut impulsiv inspiriert haben. Das war das Bild eines profanen Haushalts mit seinen kulinarischen Zutaten, wie sie selbst manierlich geordnet, für jeden kulinarischen Leichtsinn greifbar sind und sich nicht an eine vorgeschriebene Rezeptur halten müssen. So wie nun die kreative Feldforscherin im Kosmos von Paul Klee und Joan Maró nicht bei den originären Farben, Formen, Strukturen und Kontrasten verweilt, um ihrer schöpferischen Substanz im malerischen und gestalterischen Prozess noch eine Fülle weiterer Stimmen und Stimmungen zu entlocken, die auf der Leinwand als Fantasiegestalten Gestalt annehmen. 

Sie könnten auch Ovids Metamorphosen entsprungen sein, bevor sie den künstlerischen Kosmos von Paul Klee als Fischschwärme, Vogelwesen und zerstreute Katzen belebten oder auch als tierisches Affentheater, in Gestalt eines springenden Hasen, eines stolzen Hundes oder mit der malerischen Aussicht auf gefangene Wanzen.

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Ich möchte an dieser Stelle noch einmal den schöpferischen Prozess und seine belebende Wirkung betonen, und dass sich Helga Reimann davon immer wieder überraschen lassen möchte. Welche Gestalt kann etwas annehmen, aus dem schöpferischen Moment heraus? Was gibt der Farbimpuls noch preis, der Stoffrest, oder ein Tapetenmuster, um eine Gestalt zu erschaffen, die es eigentlich nicht gibt? Ihre Fantasie ist herausgefordert und mit ihr sind es neben den handwerklichen auch die assoziativen Kräfte, die sich nicht mit realistischen Zuschreibungen oder biologischen Formen und Formaten abgeben müssen, sondern vor allem aus der inspirierenden Wirkung schöpfen und was einem dabei noch alles in den Sinn kommen kann…  wenn zum Beispiel gelbe Schnabelwesen aufeinander zugleiten und ihre Augen Augenblicke bekunden, oder wenn sich Gelb und Orange gestalterisch verströmen und gebrochen werden und sich dann scheinbar maskenhaft verdichten, als ob sie auf ein Gesicht deuten.

In unserer Vorstellungswelt sind diese tierischen Wesen lebendig und bewegen unsere Sinne, die zur Abwechselung mal nicht von Maßeinheiten, stabilen Strukturen und definierten Formaten ausgebremst werden, sondern unordentlich vergnüglich mäandern dürfen. Da ist der Lockruf der aufmunternd leuchtenden Farben, dem auch Helga Reimann erlag, als sie nach ihrer letzten Ausstellung über „lost places“ und wiederbelebte Gebäude in Hann. Münden Ausschau nach einer neuen inspirierenden Quelle hielt und erneut in Berührung mit Paul Klees kreatürlicher Bilderwelt kam. Auch die surrealen Fantasien in den Figurinen von Joan Miró kamen ihr wieder in den Sinn und die pulsierenden Energien, wie sie sich über die vermeintlich realistische Wahrnehmung mokierten und die Fülle von Absurditäten, in denen die Betrachter irrlichtern mochten, um sich dabei vielleicht auch in ein Denkabenteuer ohne logische oder rationale Ableitungen zu begeben. Mirós „Gentleman“, und wie Helga Reimann ihn mit ihren schöpferischen Impulsen verwebt, dürfte Ihnen zumindest ein Schmunzeln entlocken. Denn es hat dem Anschein, als ob die Maus aus der gleichnamigen Kindersendung aus der Figurine herausblinzelt und mit dem Schnurrbart à la Salvator Dali umso vergnüglicher posiert.

Sie werden bei Helga Reimanns Menagerie auch auf Paul Klees siegenden Läufer treffen, dem sie ein wunderbar turbulentes und ebenso vergnügliches Schauspiel widmet, wenn sie mit Farb- und Formelementen um ihre Figurine jongliert.

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Manchmal sprechen schon die Titel der Arbeiten Bände, wie zum Beispiel der Hinweis auf die „ kargen Worte des Sparsamen“, und was da alles noch aus dieser vermeintlich janusköpfigen Gestalt austreibt.

In dieser Galerie der künstlerisch geschaffenen Wesen bin ich immer wieder auf Heinrich von Kleist und den Titel einer seiner Briefe getroffen. „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ den Helga Reimann in der schöpferischen Korrespondenz mit Klee und Miró so vielstimmig variiert und nuanciert. So profan der Satz über die allmähliche Verfertigung des Bildes beim Malen auch anmuten mag, so spiegelt sich darin auch das pulsierende Element einer Feldforscherin, die für eine Bildidee auf die Struktur von Farben vertraut, auf eine Farbgeste mit gestalterischer Wirkung, die eine weitere Farbgeste auslöst oder auch den Griff zu Stoffresten, Sand oder Steinpartikeln, bis sie zu einer Figuration zusammenfinden. Das Staunen über spontane Impulse und das sich überraschen lassen gehören für Helga Reimann dazu, um eine Idee, die noch lange nicht greifbar anmutet, im offenen Bildraum kursieren zu lassen, bis sie sich anschaulich niederlassen möchte, um dann weitere Farb- und Materialimpulse anzulocken.

Mir gefällt die Vorstellung, dass Helga Reimann in ihrer Menagerie von Wesen, Gestalten und Figurinen spielerisch irrlichtert und auf die schöpferisch belebende Wirkung vertraut, und dass sie uns als Betrachtende bewegt, damit wir bei der „Frau mit dem geschlossenen Mund“ zu einer Fantasiereise aufbrechen oder zu einer Gedankenwanderung. Oder dass wir bei der „älteren Frau“ in der Spiegelung auch einem jungen Gesicht begegnen und in einem beschwingenden Farbkörper auch die Silhouette eines Streichinstruments vernehmen und wie es melodisch über eine Rote Farbwelle gleitet.

Wie auch in früheren Ausstellungen ist es mir eine besondere Freude, mit den Arbeiten von Helga Reimann assoziativ auszuschwärmen. Auch mit ihrem Hinweis, dass es die Geschöpfe, die sie uns entdeckt, nicht wirklich gibt. Denn in dem Moment, wo sie uns als künstlerisch erschaffene Wesen begegnen, sind sie natürlich so real wie unsere Vorstellungskraft, die sich an den funktionalen Realitäten oft viel zu sehr erschöpft. Unsere Fantasie ist nun so mehr herausgefordert, die Dinge nicht nur so zu sehen, wie sie vielleicht sind, sondern auch wie sie sein könnten, um uns emotional und gedanklich zu beflügeln…

 

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Beim Ausschwärmen mit den beflügelnden Wesen und Figurinen kam mir auch das Stück eines libanesischen Dramatikers in den Sinn, der für seine jüdisch-arabische Romeo und Julia Tragödie einen Traum auf Flügeln ersann…

…er erzählt von einem Vogel und seiner Sehnsucht nach dem Meer, der sich lieber in das ozeanische Blau stürzen möchte, um für einen Moment vor dem Tod das bunt schillernde Fischparadies zu genießen, als weiter darüber hinweg zu fliegen. Doch unter Wasser wachsen ihm Kiemen. Er hat sich in einen Amphibienvogel verwandelt, der nun mit seinem Traum auf Flügeln weiterschwimmt. 

Ich stelle mir vor, dass Sie dem glücklichen Amphibienvogel auch in Helga Reimanns Menagerie begegnen, wenn sich von ihren Arbeiten beflügeln lassen….

….und danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!

 

Tina Fibiger

Hann. Münden

2. Juni 2023

 

 

 

 

 

 

 

 

     

   

 

explosiver Nahost
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expressive Malerei
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vorsichtige Annäherung
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mit Links weil Gips
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